Heribert Fischer-Geising Stiftung

Werk

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Heribert Fischer-Geising war ein Maler des arkadischen Glücks. Das überrascht, wenn man an die raue Wirklichkeit des Erzgebirges denkt, wo er Jahrzehnte gelebt und gearbeitet hat. Später, als er im Tessin unterwegs war oder in Italien, im sanften Licht des Südens, ist es nicht verwunderlich. Aber, hier im Norden, im sächsischen Sibirien, wie man einmal das Erzgebirge bezeichnete, ist die Arkadienmalerei der Lebensfülle und Harmonie eher etwas Fremdes. Doch Heribert Fischer-Geising, dieser äußerst sensible und im hohen Maße kultivierte Künstler, hat mit geradezu lyrischer Beschaulichkeit in die Welt geblickt, mit einer besonderen Empfänglichkeit für das Vollkommene, wie man vielleicht sagen sollte.

Von der in Dresden gepflegten impressionistischen Malweise hatte sich dieser Künstler früh verabschiedet. Sie war ihm zu tonig, zu monochrom. Es drängte ihn nach einer gesteigerten Dynamik im malerischen Gefüge, nach kräftigen Farbklängen. Auch dafür gab es ein Klima in der Dresdner Kunst. Überblickt man den Weg, den Fischer-Geising zurückgelegt hat, so muss man konstatieren, dass die Liebe zu den Landschaften des Erzgebirges sowie der Sächsischen und Böhmischen Schweiz zu seiner künstlerischen Motivation beigetragen hat. Er fand eine Formgebung, deren Struktur von kraftvollen Lichtbrechungen und einem übersteigerten Kolorit bestimmt wird.

Kunstgeschichtlich gesehen wäre festzuhalten, dass Fischer-Geisings Werk mit den großen Gestaltungsprinzipien der Epoche verzahnt ist. So war die Neue Sachlichkeit lange Zeit für ihn richtungsweisend. Nicht die sezierende Darstellungsweise eines Dix, sondern eher, in nachhaltiger Bindung an die Tradition, die Malerei von Kanoldt oder Schrimpf. Also, eine Klassizität, die nach Ruhe und Ordnung strebt! Die ausgesprochen expressionistischen Elemente, die sich in der Malerei von Fischer-Geising finden, das geradezu aufreizende Formgefüge, die radikale Intensivierung der Bildfläche, lassen dagegen an van Gogh denken. In den dreißiger Jahren stellte Fischer-Geising mit der Dresdner Kunstgenossenschaft aus. Hans Grundig war dort vertreten, auch Karl Hahn, Max Friedrich Helas, Werner Hofmann. Enger verbunden war er jedoch der Dresdner Sezession. Mit Curt Querner und Friedrich Skade hatte er auch noch nach 1945 Kontakt.

In den fünfziger Jahren stieß Fischer-Geising mit seinem malerischen Kolorismus auf zunehmende Verständnislosigkeit in der DDR, so dass er sich entschloss, das Land zu verlassen. Von 1962 bis zu seinem Tode 1984 lebte er in Freiburg in Breisgau.  Landschaften in Italien, in der Schweiz, in Spanien stellten ihn vor neue Aufgaben. Im Sinne von Hans Purrmann unterzog er seine Malerei einem strengen ordnenden Willen.

Dann entstanden aber auch Arbeiten voller glühender Farbigkeit und zupackender Gestaltungskraft, die unmittelbar an den Expressionismus eines Emil Nolde anknüpfen.


»Heribert Fischer Geising – Ein Maler zwischen den Welten« – Gert Claußnitzer
Faltblatt zur Ausstellung in der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank / Villa Eschebach, 2004
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